VERA BONSEN

ENRICO - Oper von Manfred Trojahn
Staatstheater Hannover Ballhof 1997

- Pressestimmen -
Opernwelt
Manfred Trojahns „Enrico“ ist ein Kind unserer Zeit, ein Ziehkind vielleicht auch der Postmoderne, die das Rollenspiel liebt.
Und davon hat Pirandellos Schauspiel “Enrico IV” ( das dem Librettisten Claus H. Henneberg die Vorlage lieferte) reichlich zu bieten: Es geht um eine tragische Maskerade. Bei einem Maskenritt stürzte der als Heinrich der Vierte verkleidetet Enrico vom Pferd, erlitt ein Schädeltrauma, verlor den Verstand oder zumindest die Orientierung. Nun hält er sich für den historischen Heinrich und muß immer wieder nach Canossa gehen.
Das Drama erzählt vom Versuch, den Kranken durch eine Rekonstruktion des Geschehens zu heilen, doch dabei werden auch alte Gefühle wiederbelebt. Enrico tötet seinen Nebenbuhler und verbleibt im Wahn, der ihn vor der Strafe bewahrt.
Es schadet nicht, wenn man das Schauspiel nachliest, bevor man K. Czellniks hannoversche Umsetzung sieht. Ihre Regie verweigert didaktische Hilfeleistungen im Irrgarten der Illusionen, sie verzichtet auf buntes Maskenspiel und konzentriert sich in Vera Bonsens unterkühltem und doch stimmungsstarkem Bühnenbild auf die Zwischentöne im Schattenreich...
NDR 3 Musikforum (von Dr. Brigitte Schubert- Riese)
...Die junge, mit dem Förderpreis der deutschen Intendanten ausgezeichnete Regisseurin Katja Czellnik hat mit sicherem Gespür für die Hintergründigkeit des Geschehens zusammen mit der Ausstatterin Vera Bonsen eine surreale Welt geschaffen, die allerdings nicht ins Irreale abdriftet, sondern in der wie durch eine Linse focussiert- der Scharfsinn den vermeintlichen Irrsinn durchdringt. In wunderbar schlichten Bildern sind diese Vorgänge verdeutlicht, in dem Guckkastenrahmen etwa, mit denen die drei schwarzbefrackten Glatzköpfigen, Diener Enricos, umherspringen, immer an den Ort, an den er sie beordert- in einem dunkel gehaltenen Bühnenraum, der von einer Spiegelwand begrenzt ist, die das Geschehen in den Traumwelten, den Lebensräumen zurückwirft. Mit Richard Salter in der Titelrolle ist ein Protagonist gewonnen, der durch stimmliche Gestaltungskraft und darstellerische Souveränität die Figur des Enrico in allen Facetten überraschend und glaubwürdig eindringlich gestaltet..